Meine Kindheit
So nun erzähle ich weiter über meine Kindheit.. das Schreiben tut mir gut und ich gehe in Erinnerungen auf, in schönen Erinnerungen. Natürlich gibt es auch unschöne Erinnerungen zbsp. meine Narbe, von der ich schon berichtete.
Meine Kindheit war wunderschön, ich hatte alles was man sich wünschen konnte. Wir wohnten bei meiner Oma, väterlicherseits. Wir hatten eine schöne große Wohnung über 2 Etagen. Am Anfang war mein Zimmer noch auf der ersten Etage und der obere Teil wurde von meinem Vater zum Partyraum umgebaut. Unser Garten war riesig und ich verbrachte viel Zeit dort mit meiner Familie und meinen Freunden. Am Wochenende war ich oft mit meinen Großtanten unterwegs oder mit meiner Patentante und ihrer Familie. Ich wurde immer mitgenommen und erlebte viele schöne Dinge. In den Ferien waren meine Cousin oft zu Besuch bei meiner Oma und auch wir hatten immer ne Menge Spaß. Im Jahr 1997 verließ uns unser Mischlingshund Moppel. Sie war schwer krank und musste eingeschläfert werden, sie war der Hund von meinem Stiefopa. Mein Stiefopa war mein Lieblingsopa, ich nannte ihn immer Opi. Er tat alles für mich, er hörte wegen mir mit dem Trinken auf, denn nun hatte er endlich wieder etwas wofür er sich begeisterte und jemanden, der ihm die Liebe zurück gab, die er gab. Er hat nie mit mir geschimpft, ich war sein kleines Mädchen. Im Oktober lag ich ihm dann in den Ohren, das unser Nachbar Hundewelpen hätte u er diese verkaufen würde. Und ich wollte doch sehr gern wieder einen kleinen Hund. Oma,Mama und Papa waren erst dagegen, denn die waren der Meinung das ich eh nicht mit dem Hund rausgehen würde, das würde ne Woche gut gehen und dann würde ich das Interesse verlieren. Also fragte ich Opi, Opi stimmte natürlich zu und versprach mir immer mit mir und dem Hund Gassi zu gehen. Außerdem gab er mir Geld dazu und wir gingen zum Bauer und holten „Unsere Floh“ ab. Ich war so ein glückliches kleines Mädchen. Meine Freude hielt nicht lange an.. eine Woche später verstarb mein Opi. Das war ein harter Schlag für mich. Ich schlief an dem Abend bei meiner Oma mit im Bett. Ich weiß nicht warum, aber ich drängelte total und bettelte dort schlafen zu dürfen, obwohl ich am nächsten Tag Schule hatte. Nach langem hin und her erlaubte meine Mutter mir unten zu schlafen. Ich schlief also glücklich neben meinem Opi ein, wünschte ihm vorher noch eine Gute Nacht und sagte mit ihm das abendliche Gebet auf (Früher habe ich das gerne gemacht, meine Oma bestand drauf, heute mache ich das nicht mehr!). Gegen Mitternacht wurde ich hoch getragen, davon bemerkte ich nichts. Meinem Opa ging es sehr schlecht.. er litt unter Asthma und bekam keine Luft mehr. Er lief im Schlafzimmer auf und ab, dann wieder ins Badezimmer und wieder zurück ins Schlafzimmer. Meine Oma wollte ihm helfen, er wies sie ab. Er bestand darauf das niemand den Notarzt rief. Meine Mutter rief den trotzdem, in der Zeit legte sich mein Opi in sein Bett und krümmte sich zusammen und lag am Ende in der Embryo-Stellung. Er war nicht mehr ansprechbar, er machte sich auf den Weg in sein neues Leben. Mein Dad versuchte alles, er machte immer wieder Mund-zu-Mund-Beatmung, er schlug ihm sogar ins Gesicht und schrie ihn an, er dürfe uns jetzt noch nicht alleine lassen. Ich bekam von alledem nichts mit. Der Notarzt kam und da war es schon zu spät, mein Opi ist eingeschlafen. Am nächsten Morgen ging ich ganz normal zur Schule, mir fiel nichts auf.. weder habe ich die Autos von den Söhnen meines Opas entdeckt, noch das die Jalousien bei Oma komplett runter waren. Meine Mutter brachte mich zur Schule und holte mich Mittags wieder an. Ich wollte direkt unten zu Opi, denn Floh war ja nun auch dort. Meine Mutter aber schliff mich nach oben und bestand darauf, das ich erst Essen würde. Nachdem ich mit dem Essen fertig war, sagte meine Mutter mir, das sie mir etwas sagen müsste. Sie fragte mich, ob ich noch wüsste, wer der beste Freund von Opi wäre? Ich antwortete “ Ja Moppel, aber jetzt ist Floh seine Freundin.“. Meine Mutter fragte, ob ich wüsste wo Moppel denn nun wäre, auch da konnte ich ihr antworten und sagte ihr, das er im Himmel sei. Sie erklärte mir vorsichtig das Opi nun auch im Himmel sei. Ich hab sie angestarrt und einfach nichts mehr gesagt. Warum hat er mich alleine gelassen? Warum so früh, warum so schnell? Wir hatten doch noch so viel vor, was war mit Floh? Nun musste ich alleine Gassi gehen, aber das wollten wir doch zusammen machen. Hat er gemerkt, das es bald vorbei ist und wollte mir mit Floh den letzten Wunsch erfüllen? Wollte er mir einen Begleiter mit auf den Lebensweg geben, der mich beschützt? Bis heute kann ich mir die Fragen nicht beantworten, aber ich weiß, das er nicht umsonst gestorben ist. Er war immer da, wenn ich ihn brauchte. Er war einfach MEIN Opi und das bleibt er auch.
Ich ging also runter, alle saßen in der Küche, meine Oma weinte.. ich konnte nicht weinen. Ich ging durch die Küche in ihre Kochnische, riss mir ein Stück Zewa ab und ging wieder raus. Ich grinste, aber nicht weil ich mich darüber freute das er eingeschlafen ist, ich grinste weil ich mich an ihn erinnerte und sein Lächeln vor den Augen hatte. So ging ich wieder hoch. Ich musste das ganze erstmal realisieren.. ich fing an Bilder zu malen. Mein Opi, Floh und ich beim Gassi gehen, ich schrieb Briefe für meinen Opa und dann überkam mich die Traurigkeit. Ich weinte Nacht für Nacht. Ich vermisste ihn jeden Tag mehr. Er fehlte mir so.. wer würde mich nun von der Schule abholen, von meinen Freundinnen oder mit mir raus gehen? Natürlich waren meine Eltern noch da und auch der Rest der Familie, aber trotzdem war ich mit meinem Opa sehr dicke und extrem verbunden. Dann kam der Tag des Abschiedes, wir fuhren zur Kapelle in der mein Opi aufgebahrt war. Ich sollte und durfte nicht mit rein, alle gingen rein, nur meine Mutter behielt mich auf dem Arm damit ich nicht hinterher laufe. Meine Tante kam nach einiger Zeit raus und meine Mutter ging rein. Ich entriss mich meiner Tante und lief zur Tür. Die komplette Kapelle war voll, ich öffnete die Tür und ging rein.. alle machten mir Platz. Ich ging langsam aber strikt auf den Sarg zu, die Leute ermöglichten mir einen Durchgang und ich schreitete langsam wie eine Prinzessin zu meinen Opa. Oma saß rechts vom Sarg und ich blieb an seinen Füßen stehen. Ich schaute ihn einfach nur an. Ich guckte mich um und alle ließen mir den Vortritt, auch meine Oma ging zur Seite und mein Vater fing sie auf. Ich ging nun an die rechte Seite des Sarges und streichelte seine Hand. Sie war kalt, ich fühlte das er sich nicht mehr so anfühlte wie vorher, aber ich hatte keine Angst vor dem Gefühl. Ich streichelte seine Wange, das hat er sonst immer bei mir gemacht und nun machte ich es bei ihm. Ich sagte ihm, das ich ihn vermisse und liebe und das ich mir wünsche, das es ihm nun besser geht. Er sah so friedlich aus, so glücklich, als würde er einfach nur schlafen. Er hatte nun keine Schmerzen mehr, er musste nicht mehr leiden. Er konnte in Frieden gehen. Er wusste, das ich auch ohne ihn gut aufgehoben bin, er hat mir meinen letzten Wunsch mit dem Hund noch erfüllt und empfand dann wohl den 30.10 als richtigen Zeitpunkt um zu gehen.
Am nächsten Tag war die Beerdigung, ich schrieb abends noch einen Brief für Opa und holte mein Lieblingskuscheltier aus meinem Zimmer. Wir fuhren nun zur Beerdigung.. ich ging ganz vorne mit Oma und Opas Sohn. Ich lass ihm den Brief vor und warf den Brief mit dem Kuscheltier auf den Sarg. Danach verabschiedeten sich alle anderen von ihm.
(Schreibe später weiter)